Samstag, 6. April 2013

Warum verbeuge ich mich im Yoga der Stille?

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich einem Meister folge bekomme ich sehr oft die Rückmeldung, dass derjenige Probleme damit hätte, sich vor einem anderen Menschen zu verbeugen.

Welche Kraft steckt in einer Verbeugung?
Mancher kann es einfach nicht nachvollziehen...

Ich kann diese Haltung sehr gut verstehen. Zu Beginn verbeugte ich mich nur deswegen weil es die anderen auch machten. Ich wollte nicht auffallen. Mir war schon klar, wer da vorne sitzt, ich wollte auch  meinen Respekt zum Ausdruck bringen. Aber mich nicht zu verbeugen weil alle anderen es machten, hätte ich nicht fertig gebracht. Gruppendruck könnte ich es nennen. Und je mehr ich von anderen hörte, wie unmöglich sie diese Geste finden, desto mehr stellte ich mir selber die Frage warum ich mich verbeuge. Heute kann ich von mir sagen, dass sich der Grund, warum ich mich vor Madhukarji verbeuge ständig verändert hat seit ich ihn kenne. Bin neugierig, ob sich das noch weiter ändern wird - je mehr ich in dieses Eine schmelze?

Der Körper spricht seine eigene Sprache...

In einem Buch von Alex Grey las ich eines Tages was Ken Wilber zur Verbeugung sagt. Gemäß den östlichen Weisheitslehren gibt es entlang der Wirbelsäule Energiezentren, die Chakren genannt werden. An der Vorderseite seien die Gefühlszentren und auf der Körperrückseite die Willenszentren. Wer sich vor seinem Meister verbeugt legt ihm die Willenszentren offen - "Dein Wille geschehe".  Die Verbeugung ist also als äußeres Zeichen der Hingabe zu deuten. Alex Grey ist ein hellsichtiger Künstler, der seine Einsichten in seinen Kunstwerken zum Ausdruck bringt. Seine Darstellung einer Verbeugung des Schülers vor dem Meister finde ich sehr eindrücklich. Das Licht, das aus des Meisters Augen strahlt berührt dabei die Willenszentren.

Überraschungen wie ich sie gerne habe...

Der wahre Zauber einer Verbeugung wurde für mich mal wieder sehr deutlich, als ich eines Tages nach längerer Krankheit wieder im Satsang war, mich verbeugte - scheinbar wie immer - und ich in dieser Verbeugung einfach verschwand. Niemand mehr da. Nach meiner längeren Krankheit und dem Unwohlsein hatte ich mit so einer Erfahrung gar nicht gerechnet. Wer diese Erfahrung nie machte könnte meine Worte missverstehen. Aber ich entscheide mich, dennoch darüber zu schreiben. Große Dankbarkeit, große Freude sind dann offenbar. Und das strahlt auch aus jeder einzelnen Zelle des Körpers.

Wie geht Hingabe?

Genauso geschieht es immer wieder. Der Körper verbeugt sich und alles ist still. Die Person tritt in den Hintergrund, die Person verschwindet, keine Trennung, nur Schönheit, Stille, Liebe, Freude, Wunschlosigkeit, ein vor Liebe und Glück berstendes Herz. Der Zauber an der Verbeugung liegt darin, dass Hingabe nicht machbar ist. Wenn ich mich verbeuge mit der Intention Hingabe möge geschehen - kann ich davon ausgehen, dass es nicht geschieht - habe nicht nur einmal Enttäuschung deswegen erlebt.

Verbeugung - alles ist eins!

Im Islam gibt es ein Zitat von Mohamed, wo er sagte: "Wenn Sie wüsten, wie groß die Kraft einer Verbeugung ist, Sie würden den Kopf nicht mehr von der Erde erheben." Ich meine heute zu wissen, was er damit gemeint haben könnte... Wer sich verbeugt, für den kann Hingabe geschehen, der kann im Augenblick verschwinden, kann die Welt anhalten, kann die Welt mit einem Bissen verschlingen, ist eins mit allem...

... das Wunder besteht darin, dass dies nicht "machbar" ist. Jemand, der es noch nie erfahren hat, für den sind meine Worte ein Rätsel. Alles mögliche kann man da hinein interpretieren, man kann sich alles mögliche aufgrund dessen einbilden.. Wer es je erlebt hat, für den sind meine Worte Erinnerung an den Diamanten im Inneren, die Worte sind wie das Funkeln des Diamanten das entsteht wenn Licht darauf fällt. Es ist unvergleichbar, einzigartig, eine stille Offenbarung.

Doch genug jetzt - was sind Deine Erfahrungen mit dem Verbeugen?

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Foto: Darshana Borghes (c)

4 Kommentare:

  1. Liebe Shivani,

    Danke für diesen schönen Blog!
    Kannst Du bitte noch die Kurz-Url einstellen, ich würde es gern auf Twitter teilen!

    Alles Liebe
    Sina

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  2. Danke für die Blumen, Sina. Kurz-Url ist jetzt drin und vielen Dank für's Teilen! Gruß nach Berlin

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  3. Verbeugen ist für mich praktiziertes Yoga. Namaste.Ich ehre das göttliche in Dir, in mir, in allen Lebewesen. Eine Verbeugung läßt mich mehr bei mir ankommen, sie zentriert mich und bei mir ist sofort Dankbarkeit da. Ich verbeuge mich mindestens einmal am Tag, manchmal auch vor dem Spiegel vor mir selbst. Vor meinem Guruji verbeuge ich mich auch, doch am schönsten ist die Verbeugung für mich wenn sie spontan aus Dankbarkeit geschieht, einfach mitten im Leben. Denn mein Guruji ist ja in mir, in meinem Herzen.

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